

Für Menschen mit depressiven Verstimmungen oder Depressionen kann es sehr schwer fallen die täglichen Routinen aufrecht zu erhalten. Daher ist es wichtig die Ursachen dieser Zustände zu verstehen und entsprechend Therapiemöglichkeiten zu finden. Dieser Artikel befasst sich genau mit diesen Themen. Außerdem erhalten einen Einblick in präventive Maßnahmen. Am Ende des Artikels gehen wir zudem auf häufige Fragen und Antworten rund um das Thema depressive Verstimmung und Depression ein.
- Einführung zu depressiven Verstimmungen
- Ursachen und mögliche Auslöser einer depressiven Verstimmung
- Symptome einer depressiven Verstimmung
- Diagnose einer depressiven Verstimmung
- Behandlungsmöglichkeiten von depressive Verstimmungen
- Umgang mit depressiven Verstimmungen im Alltag
- Besondere Risikogruppen für depressive Verstimmungen
- Stigmata und Vorurteile gegenüber depressiven Verstimmungen
- Fazit zu depressiven Verstimmungen
- Häufige Fragen zu depressiven Verstimmungen
Einführung zu depressiven Verstimmungen

Depressive Verstimmung und Depressionen werden zusammen mit der Dysthymie der Gruppe der depressiven Erkrankungen zugeordnet und zeichnen sich durch ähnliche Symptome aus. Dazu gehören unter anderem gedrückte Stimmung, Antriebslosigkeit, Interessenverlust/Freudlosigkeit, Schlafstörungen, Appetit-/Gewichtsveränderungen oder eine negative Sicht auf die Zukunft.
Für die Diagnose „Depression“ muss eine bestimmte Anzahl der oben genannten Symptome für mindestens zwei Wochen bestehen. Ist die Symptomatik weniger stark, spricht man von einer depressiven Verstimmung. Hält diese depressive Verstimmung für mehr als zwei Jahre an, spricht man von einer Dysthymie.
Ursachen und Symptome von depressiver Verstimmung und Depressionen
Depressive Verstimmungen und Depressionen entstehen nicht monokausal – sind also nicht auf eine einzelne Ursache oder einen einzelnen Auslöser zurückzuführen. Man geht davon aus, dass ein Zusammenspiel aus persönlichen Faktoren (Gene, Ereignisse und Erfahrungen im Leben, Resilienzfaktoren, …) und äußerlichen Einflüssen (belastende Ereignisse, Stress, …) das Risiko für eine depressive Erkrankung bedingt. Der Einfluss der Genetik erhält in den letzten Jahren zunehmende Aufmerksamkeit. Eine große Studie aus dem Jahr 2018 fand 44 Gene, die hochwahrscheinlich in einem ursächlichen Zusammenhang mit Depressionen stehen. Das bedeutet jedoch nicht, das jeder Mensch, der eine solche Risikovariante eines Gens trägt, auch im Laufe seines Lebens erkrankt – das hängt wiederum von den anderen oben genannten Faktoren ab. (LINK Beschwerdeseite: Ursachen und mögliche Symptome)

Depressive Verstimmung und Depression zeichnen sich durch eine Reihe an Symptomen aus. Im Zentrum stehen dabei in der Regel die gedrückte Stimmung/Niedergeschlagenheit, der Interessenverlust und die Antriebslosigkeit (Hauptsymptome). Hinzu können weitere psychische und körperliche Symptome kommen. Eine genaue Auflistung möglicher Beschwerden finden Sie unter „Symptome einer depressiven Verstimmung“ und „Diagnose einer depressiven Verstimmung“.
Es gibt unterschiedliche Untergruppen in der großen Gruppe der depressiven Erkrankungen. Dazu gehören:
Depressive Episode: Eine depressive Episode wird nach der Anzahl der Beschwerden in die Schweregrade leichte, mittelgradige und schwere depressive Episode eingeteilt.
Depressive Verstimmung: Bei einer depressiven Verstimmung sind die Symptome ähnlich einer depressiven Episode. Allerdings sind die Beschwerden weniger stark ausgeprägt und es treten weniger Beschwerden zur gleichen Zeit auf.
Dysthymie: Die Dysthymie ist eine depressive Verstimmung, die für mehr als zwei Jahre anhält.
Saisonale Depression/Winterdepression: Diese Form der depressiven Episode tritt in der Regel wiederkehrend in den Winter-Monaten auf und wird oft mit dem verminderten Licht und verändertem Aktivitätslevel und Schlafverhalten in Verbindung gebracht. Oft sind die Beschwerden eher „atypisch“, zum Beispiel ein vermehrtes Schlafbedürfnis statt Schlaflosigkeit oder ein vermehrtes Hungergefühl mit Gewichtszunahme statt Appetitmangel.
Postpartale Depression: Eine postpartale Depression tritt innerhalb von vier Wochen nach der Entbindung auf und entspricht in ihrer Symptomatik einer depressiven Episode. Statistisch tritt eine postpartale Depression bei ungefähr jeder siebten frischgebackenen Mutter auf.
Babyblues: Der Babyblues ist das Äquivalent zu depressiven Verstimmung in den ersten Wochen nach der Geburt und betrifft 1/4 bis die Hälfte aller Wöchnerinnen. Anders als bei der postpartalen Depression halten die Beschwerden weniger lang an, sind weniger stark ausgeprägt und verschwinden in der Regel von alleine wieder.

Bipolare (affektive) Störung: Bei der bipolaren Störung treten depressive Episoden und sogenannte manische bzw. hypomane Episoden im Wechsel auf. In den manischen Episoden sind die betroffenen sehr aktiv, euphorisch bis leicht reizbar, legen oft ein ausgeprägtes Risikoverhalten an den Tag, geben unter Umstände große Geldbeträge aus und haben ein vermindertes Schlafbedürfnis. Sind die Symptome im Rahmen der Manie nur schwach ausgeprägt, spricht man von einer hypomanen Phase. Im Rahmen einer bipolaren Störung ist die Anzahl der depressiven Phasen meist höher als die der manischen oder hypomanen Phasen, sodass unter Umständen zuerst eine wiederkehrende Depression bei den Betroffenen diagnostiziert wird. Erst mit dem Auftreten einer manischen oder hypomanen Episode erhalten viele der Betroffenen die richtige Diagnose und adäquate Therapie.
Behandlungsmöglichkeiten für depressive Verstimmungen und Depressionen

Je nach Schwere der Symptomatik und Einschränkungen im Alltag gibt es verschiedene Behandlungsoptionen für depressive Verstimmung und Depressionen. Die Basis bilden in der Regel Allgemeinmaßnahmen wie körperliche Aktivität, ausgewogene und reichhaltige Ernährung und Maßnahmen gegen Schlafstörungen. Einen niederschwelligen Einstieg in externe Hilfsangebote bieten Selbsthilfegruppen und der Austausch mit anderen Betroffenen. Bei einer ausgeprägten Symptomatik bedarf es oft einer Psychotherapie oder medikamentöser Maßnahmen. Unterstützend werden hier oft Lichttherapie und komplementärmedizinische Verfahren wie Akupunktur, Yoga, Musiktherapie oder tiergestützte Therapie eingesetzt.
Regelmäßige Bewegung
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt moderaten Ausdauersport an fünf Tagen pro Woche für mindestens 30 Minuten. Das britische National Institute for Health and Care Excellence (NICE) schließt sich in seinen Guidelines für Depressionen aus dem Jahr 2009 mit der Empfehlung von Ausdauersport dreimal pro Woche für die Dauer von je 45 bis 60 Minuten dieser Position an.
Sport hat viele positive Effekte auf die körperliche und geistige Gesundheit. Die freigesetzten Hormone verbessern Stimmung und Konzentration, machen wacher und aktiver. Bewegung alleine reicht in der Regel zwar nicht zur Überwindung eines Stimmungstiefs aus, aber regelmäßige sportliche Aktivität kann helfen, die Symptome zu reduzieren und den Alltag ein bisschen leichter zu machen.
Ernährung
Es gibt bestimmte Nahrungsbestandteile, denen eine stimmungsaufhellende Wirkung und einigen Studien zufolge sogar antidepressive Effekte nachgesagt werden.

Ungesättigte Fettsäuren, Omega-3-Fettsäuren: Studien haben gezeigt, dass bei vielen Patienten mit Depressionen die Menge an ungesättigten Fettsäuren im Blut erniedrigt ist. Eine Studie aus dem Jahr 2003 zeigte zudem positive Auswirkungen von Omega-3-Fettsäuren auf die Symptomlast depressiver Patienten (Su, Huang, Chiu und Shen, 2003). Ungesättigte Fettsäuren sind in fettreichem Fisch (Lachs, Makrele, Sardine, …), pflanzlichen Ölen und Walnüssen in größeren Mengen enthalten.
Tryptophan, Phenylalanin und Tyrosin: Diese Aminosäuren sind die Grundlage für die Herstellung der Hormone Serotonin, Dopamin und Noradrenalin. Ein Mangel an diesen Hormonen wird als einer der Auslöser für eine depressive Verstimmung oder Depression betrachtet – daher wirken auch fast alle Medikamente, die bei Depressionen eingesetzt werden, auf die Konzentration dieser Botenstoffe im Gehirn. Es gibt verschiedene Nahrungsmittel, die Tyrosin, Phenylalanin und Tryptophan enthalten. Dazu gehören unter anderem Emmentaler, Parmesan, Erbsen, Kochschinken, Hühnerfleisch, Eier, Soja und Cashewkerne.
Flavonoide: Präklinische Studien geben Hinweise darauf, dass Flavonoide Einfluss auf den Gehirnstoffwechsel nehmen. Als Antioxidantien reduzieren Flavonoide Zellstress und schützen so Gewebe im Körper. Neben antidepressiven Effekten werden auch schützende Effekte auf das Herz-Kreislaufsystem und ein Schutz vor der Entstehung von Tumoren diskutiert. Flavonoide sind als sekundäre Pflanzenstoffe in Gemüse, Obst, Getreide, Hülsenfrüchten, Nüssen, Tees, Wein, Schokolade und diversen Heilpflanzen enthalten.
Vitamine: Verschiedenen Vitamine, darunter die B-Vitamine B6 (Pyridoxin), B9 (Folsäure), B12 (Cobalamin), wird eine präventive Wirkung auf depressive Verstimmungen nachgesagt – eine eindeutige Datenlage gibt es hierzu jedoch nicht. Vitamin B6 ist in hohem Maße in Soja und Lachs enthalten, Vitamin B9 und B12 in Leber. Daneben ist auch eine Zufuhr der B-Vitamine über Nahrungsergänzungsmittel möglich – gehen Sie jedoch bei der Einnahme dieser Präparate nicht vom „Viel hilft viel“-Prinzip aus, sondern achten Sie auf die Einnahmeempfehlungen. B6 und B12 gehören zu den Vitaminen, bei denen eine Überdosierung prinzipiell (ab mehreren 100 Gramm) möglich ist.
Schlafhygiene: Schlafen Sie sich glücklich
Ausreichend erholsamer Schlaf ist oft ein großes Thema bei depressiver Verstimmung und Depressionen. Ein- und Durchschlafstörungen sind bei diesen Erkrankungen häufige und für das Allgemeinbefinden sehr relevante Symptome. Verschiedene Maßnahmen können dabei helfen, das Einschlafen zu erleichtern und die Nachtruhe so erholsam wie möglich zu gestalten. Was Sie tun können, welche Dinge Sie beachten sollten und einige praktische Tipps finden sie hier.
Unterstützung durch Freunde und Familie und Selbsthilfe-Gruppen

„Jemanden zu lieben, der Depressionen hat, ist wie London zu lieben. Es ist die tollste Stadt der Welt, aber es regnet jeden Tag.“ – Sophie Manleitner
Wenn jemand, den wir lieben leidet, haben wir das intuitive Bedürfnis, dem geliebten Menschen zu helfen. Viele würden in dieser Situation alles tun, um es für die Betroffenen besser zu machen und ihnen einen Teil des Last abzunehmen. Bei psychischen Erkrankungen kann es aber unter Umständen für die Betroffenen sehr schwierig sein, Unterstützung, Hilfsangebote oder auch nur Freundlichkeit anzunehmen. Ein mögliches Symptom einer depressiven Verstimmung oder Depression sind eine sehr negative Selbstbewertung, Selbstzweifel und Schuldgefühle. Diese Empfindungen machen es den Betroffenen oft schwer, Zuneigung oder eine helfende Hand anzunehmen.
Angehörige und Freunde sollten trotzdem den Mut nicht verlieren es immer wieder zu versuchen, beständig da zu sein und Angebote zu machen – aber auch mögliche Zurückweisungen nicht persönlich zu nehmen. Es gilt sich bewusst zu machen, dass dieses Verhalten ein Symptom der Krankheit ist. Der Grund ist nicht etwas, das Du getan oder nicht getan hast!
Für die zwischenmenschlichen Beziehungen kann diese Situation eine große Belastung darstellen – besonders, da einige Betroffene das Gefühl entwickeln, nicht verstanden oder in ihren Symptomen nicht ernst genommen zu werden. In diesen Situationen können Selbsthilfe-Gruppen helfen – nicht nur für Betroffene selbst, sondern auch für Angehörige! Diese Gruppen haben verschiedene Vorteile:

- Aus der Teilnahme entsteht in der Regel keine Verpflichtung. Sie müssen also beispielsweise nicht an einer bestimmte Anzahl an Treffen teilnehmen.
- Die Gruppen werden von Betroffenen geleitet und sind daher nicht dafür da, das Verhalten der Teilnehmenden zu bewerten oder zu kritisieren, sondern Erfahrungen mit anderen auszutauschen, die mit vergleichbaren Problemen wie man selbst zu kämpfen haben.
- In diesen Gruppen treffen Sie auf Menschen, die wirklich nachvollziehen können, wie Sie sich gerade fühlen, weil Sie schon ähnliches erlebt haben. Dies eröffnet oft nochmal einen anderen Blickwinkel als Gespräche mit Ärzten oder Therapeuten.
- In den Selbsthilfegruppen gibt es bestimmte Grundregeln, die für alle Teilnehmenden gelten. Neben einem respektvollen Umgang miteinander, allgemeinen Geboten der Höflichkeit und einer wohlwollenden Gesprächsführung ist eine der wichtigsten Regeln die Verschwiegenheit. Was in der Gruppe erzählt wird, bleibt auch in der Gruppe!
Selbsthilfegruppen gibt es in verschiedenen Settings und Konstellationen. Es gibt Gruppen für Unterformen depressiver Erkrankungen, z. B. postpartale Depressionen, saisonale Depressionen oder bipolare Störung. Die Treffen können in Präsenz oder online stattfinden und in unterschiedlicher Frequenz (einmal pro Woche/pro Monat, alle 14 Tage, …).
Informationen Selbsthilfe-Gruppen in Ihrer Region können Sie zum Beispiel über die Website der NAKOS (https://www.nakos.de/adressen/datenbanksuche/), bei vielen gemeinnützigen Organisationen oder über Krankenkassen oder in einigen Fällen auch in Arztpraxen finden.
Wie kümmere ich mich um ein Familienmitglied mit Depression?
Wenn ein Familienmitglied an einer Depression leidet, ist es wichtig, im Umgang einfühlsam zu sein und ihm zu zeigen, dass es nicht allein ist. Bieten Sie Unterstützung an und erkundigen Sie sich, wie es Ihrem Gegenüber geht. Ermutigen Sie sie, etwas zu unternehmen, auch wenn sie vielleicht keine Lust dazu haben. Versuchen Sie, ein sicheres und stabiles Umfeld zu schaffen und damit dem Betroffenen die Chance zu bieten, über seine Gefühle zu sprechen. Auch kleine Dinge wie gemeinsames Kochen oder ein Spaziergang an der frischen Luft können helfen, ein Stück (Lebens-)Freude zurückzugewinnen. Auch vor dem Angebot bei der Suche nach professioneller Unterstützung zu helfen, sollte man nicht zurückschrecken, wenn Seelentief, Traurigkeit oder Verzweiflung die Betroffenen selbst handlungsunfähig machen.
Psychotherapie
Es gibt verschiedene Formen der Psychotherapie, die auf unterschiedlichen Konzepten basieren. Die bekanntesten Formen sind
- Psychoanalyse
- (Kognitive) Verhaltenstherapie
- Interpersonelle Therapie (IPT)
- tiefenpsychologische Verfahren
- Systemtherapie
In den Gesprächen mit dem Therapeuten/der Therapeutin werden je nach Therapieform Traumata und Erfahrungen im Laufe des Lebens oder aktuelle Probleme, Denk- und Verhaltensweisen aufgearbeitet. Die Verhaltenstherapie fokussiert dabei auf Problemlösungsstrategien und Alltagskompetenz und zeigt bei depressiven Erkrankungen eine hohe Wirksamkeit. Daher sind die kognitive Verhaltenstherapie und ihre Verwandten (CBASP, ACT und in weiten Teilen auch die IPT) in den meisten Fällen die erste Wahl zu Behandlung depressiver Erkrankungen.
In den letzten Jahren wird mittels bildgebender Verfahren (Kernspin (MRT), Computertomographie (CT), PET, …) untersucht, welche direkten Effekte Psychotherapie auf das Gehirn hat. Dabei hat sich gezeigt, dass Psychotherapie strukturelle und funktionelle Veränderungen im Gehirn auslöst, die zum Teil mit den Effekten antidepressiver Medikamente vergleichbar sind (D.E.J Linden, 2006). Es konnte also gezeigt werden, dass therapeutische Gespräche ähnliche Effekte haben können, wie eine Medikamenteneinnahme.
Medikamente

Es gibt eine Vielzahl von Medikamenten, die unterstützend oder als Haupttherapie bei depressiven Erkrankungen eingesetzt werden können. Dazu gehören pflanzliche Präparate, Hormone und Antidepressiva. Häufig eingesetzte Präparate sind
- Phytotherapeutika (pflanzliche Präparate) wie
- Johanniskraut-Extrakt
- Baldrian
- Lavendelöl
- die gegen Nervosität, bei Schlafstörungen oder gegen das Stimmungstief helfen.
- das Schlafhormon Melatonin, dass vor allem bei Einschlafstörungen helfen kann.
- Antidepressiva, die auf eine Veränderung der Botenstoffkonzentrationen vor allem von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin im Gehirn abzielen.
Bei allen medikamentösen Behandlungen kann es einige Wochen dauern, bis die erwünschte Wirkung vollständig einsetzt. Daher muss eine solche Therapie in Abstimmung mit und unter der Kontrolle eines Arztes erfolgen und man sollte nicht selbstständig die Dosis verändern oder Präparate vollständig absetzen.
Unterstützende nicht-medikamentöse Depressionsbehandlung: Lichttherapie, Wachtherapie und Schlafphasenvorverlagerung
Neben Allgemeinmaßnahmen wie regelmäßiger Bewegung und gesunder Ernährung, medikamentösen Maßnahmen und Psychotherapie werden je nach Krankheitsbild und -schwere ergänzende Maßnahmen zur Behandlung depressiver Erkrankungen eingesetzt. Diese Maßnahmen können eine nützliche Ergänzung zu anderen therapeutischen Maßnahmen bilden, sind in der Regel aber als alleinige Therapie nicht geeignet.
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Lichttherapie
Bei der Lichttherapie werden spezielle Lampen (Weißlichtquellen) verwendet, die hohe Lux-Zahlen – also eine starke Helligkeit – erzeugen können. Um eine gute Wirkung zu erzielen, muss man sich in geringem Abstand mit geöffneten Augen vor die Lichtquelle setzen. Die Lichttherapie sollte morgens direkt nach dem Erwachen durchgeführt werden – je nach Art der Lichtquelle für 30 bis 120 Minuten. Vor allem bei saisonalen Depressionen hat diese Therapieform einen hohen Stellenwert. -
Wachtherapie und Schlafphasenvorverlagerung
Diese beiden Verfahren zielen auf den Schlaf-Wach-Rhythmus ab. Bei der Wachtherapie wird man entweder in der zweiten Nachthälfte geweckt (partielle Wachtherapie) oder muss die gesamte Nacht wach bleiben. Im Anschluss kann eine sogenannte Schlafphasenvorverlagerung erfolgen. Dabei werden die Zubettgeh- und Aufsteh-Zeiten Tag für Tag vom Zubettgehen am frühen Abend (z. B. um 17 Uhr) und Aufstehen in der Nacht (z. B. um 1 Uhr)) hin zu einem normalen Schlafrhythmus (z. B. schlafen von 23 Uhr bis 8 Uhr) verschoben. Durch die Hormonveränderungen im Körper kann eine (kurzfristige) Stimmungsaufhellung erreicht werden.
Komplementärmedizinische Therapien für Depression

Es gibt eine Reihe komplementärmedizinischer Ansätze, die ergänzend zur konventionellen Behandlung von Depressionen eingesetzt werden können und aus unterschiedlichen medizinischen Schulen stammen, zum Beispiel aus der traditionell-chinesischen Medizin (TCM). Dazu gehören
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Akupunktur
Bei der Akupunktur werden dünne Nadeln an definierten Stellen (Akupunkturpunkte entlang der Meridiane) in die Haut gestochen, um bestimmte Symptome oder Körperfunktionen zu adressieren. -
Musiktherapie
Eine Form der Therapie, bei der gemeinsam mit Musikinstrumenten musiziert wird, die keiner Übung erfordern und die Möglichkeit bietet, mittels der Musik auf einer anderen Ebene zu kommunizieren und Gedanken auszudrücken. -
Yoga und Meditation
Bewegungsabfolgen, Atemübungen und Meditationstechniken können zu einer besseren Körperwahrnehmung und seelischem wie körperlichem Ausgleich beitragen. -
Autogenes Training
Dabei handelt es sich um eine Art Selbsthypnose, bei der durch das Wiederholen bestimmter Formulierungen oder Sätze eine Körperwahrnehmung oder ein Gefühl erzeugt wird. - Atemtherapie
Bei dieser Therapieform geht es darum, mithilfe einer bewussten Atmung Gefühle zu verarbeiten und in bestimmten Situationen zur Ruhe kommen zu können. - Tiertherapie
Der Einsatz von Tieren wie Achatschnecken, Hühnern, Hunden oder Pferden kann es Betroffenen leichter machen, sich zu öffnen und Emotionen zu zeigen. - Homöopathie
Verschiedene Einzelsubstanzen oder Komplexmittel können bei Gemütsschwankungen oder als ergänzende Option bei depressiven Erkrankungen eingesetzt werden. Häufig verwendete Homöopathika sind Ambra, Aurum, Cimicifuga, Igntium, Hyoscyamus, Rauvolfia, Sepia und Thuja.
Komplementärmedizin Therapien sollten jedoch in keinem Fall als vollständiger Ersatz für eine ärztliche Behandlung bei Depressionen angesehen werden.
Prävention von depressiven Verstimmungen und Depressionen

Depressionen entstehen aus dem Zusammenspiel verschiedenster Faktoren – einen Teil davon können wir selbst beeinflussen, andere Teile nicht. Trotzdem gibt es bestimmte Verhaltensweisen und Maßnahmen, die man ergreifen kann, um das Risiko für eine depressive Verstimmung oder Depression zu senken. Dazu gehören beispielsweise:
- Stressmanagement: Ein guter Umgang mit Stress kann dazu beitragen, das Risiko einer Depression zu verringern. Verschiedene Techniken wie Achtsamkeit, Entspannungsübungen oder körperliche Betätigung können dabei hilfreich sein. Auch die Fähigkeit, im Beruf oder zu Hause Aufgaben und Verantwortung abzugeben, Hilfe anzunehmen oder auch einmal „nein“ zu sagen, kann zu einer Reduktion des Stresslevels führen.
- Gesunde Ernährung, Ausgleich und Sport: Schaffen Sie regelmäßig Abstand vom Beruf. Achten Sie auf sich, ihren Körper und Ihre Gesundheit!
- Früherkennung einer depressiven Verstimmung: Das frühzeitige Erkennen von Anzeichen einer Depression ist wichtig, um schnell handeln zu können. Dazu gehört ein bewusstes Wahrnehmen der eigenen Stimmungen, Gefühle und Verhaltensmuster und im Zweifelsfall frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Fazit zu depressiven Verstimmungen
Depressive Verstimmungen und Depressionen können Betroffenen Lebensfreude, Mut und Zuversicht rauben und potentiell lebensbedrohliche Erkrankungen sein. Daher gilt es, die Symptome ernst zu nehmen und frühzeitig Hilfe und Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für depressive Erkrankungen. Dazu zählen Allgemeinmaßnahmen wie regelmäßige Mahlzeiten, Bewegung und guter Schlaf, medikamentöse Therapie und Psychotherapie sowie ergänzende Verfahren wie Lichttherapie, Atemtherapie, Musiktherapie oder Homöopathie.
Häufige Fragen zu depressiven Verstimmungen und Depressionen
QUELLEN:
Postpartale Depression: Vom Tief nach der Geburt (aerzteblatt.de)
Bipolare affektive Störung – Wissen @ AMBOSS
Comparative trial of L-tryptophan and E.C.T. in severe depressive illness – PubMed (nih.gov)
Emerging Role of Flavonoids as the Treatment of Depression – PMC (nih.gov)
Vitamine bei Depression, Demenz & Co? | SpringerLink