

- Einführung zu Erschöpfung
- Symptome und Ursachen von Erschöpfung
- Häufigkeit von Erschöpfung
- Folgen von Erschöpfung
- Erschöpfung und Arbeitswelt: Abgrenzung zum Burn-out
- Diagnose von Erschöpfung
- Behandlung von Fatigue und Erschöpfungszustand
- Erschöpfung bei Kindern
- Erschöpfung bei Schwangeren
- Erschöpfung bei Senioren
- Medikamente und Erschöpfung
- Wann sollte man bei Erschöpfung einen Arzt aufsuchen?
- Fazit zu Erschöpfung
- Häufig gestellte Fragen zu Erschöpfung
Einführung zu Erschöpfung
Erschöpfung kennt jeder aus dem eigenen Alltag. Nach einer langen Arbeitswoche mit vielen Aufgaben und Anforderungen ist man erschöpft. Nach einem Trainingstag im Fitnessstudio oder einer fünfstündigen Wanderung ist man erschöpft. Nach hitzigen und emotionalen Diskussion mit dem Partner oder der Partnerin ist man erschöpft.
Erschöpfung ist ein normaler Bestandteil des Alltags. Charakteristisch für diese Art von Erschöpfung ist aber, dass sie sich nach Erholungspausen bessert und nur phasenweise auftritt. Neben dieser „normalen“ Erschöpfung nach großen Anstrengungen, kann das Gefühl des erschöpft seins auch im Zuge von verschiedenen Krankheiten auftreten. Dazu gehören die tiefe Erschöpfung und das „Ausgebrannt sein“ im Zuge eines Burn-Out-Syndroms oder eine emotionale Erschöpfung in psychischen Ausnahmezuständen und im Zuge verschiedener psychiatrischer Krankheitsbilder. In Abgrenzung zu dieser tiefgehenden Erschöpfung nach Phasen höchster Anspannung, gibt es noch das Symptom „Fatigue“. Dieses beschreibt einen Zustand, in dem man erschöpft ist, ohne vorher eine Energiereserven-zehrende Tätigkeit ausgeführt zu haben und weder Schlafen noch Ruhe führen zu einer schnellen Besserung der Beschwerden. Fatigue kann während und nach schweren Erkrankungen auftreten. Hält der Erschöpfungszustand länger als sechs Monate an und wird noch von anderen Beschwerden begleitet, spricht man vom chronischen Fatigue Syndrom (CFS).
Symptome und Ursachen von Erschöpfung
Körperliche, psychische oder emotionale Erschöpfung kann sich durch verschiedene Beschwerden äußern. Dazu können gehören:
- Müdigkeit
- Muskelschmerzen, Kopf- oder Gelenkschmerzen
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Reizbarkeit
- Sehstörungen
- Ohrensausen
All diese Symptome treten infolge hoher Belastungen auf und bessern sich in der Regel nach einer Zeit der Ruhe, Erholung und Regeneration. Bleibt der Erschöpfungszustand über längere Zeit bestehen, ist stark ausgeprägt oder lässt sich nicht durch Ruhe bessern, so kann eine Erkrankung dahinterstecken. Dabei gibt es Erkrankungen, die Erschöpfung als zentrales Symptom beinhalten (siehe: Erschöpfung als Krankheit) und solche, die oft von einer unspezifischen Erschöpfung begleitet werden wie zum Beispiel das Schlaf-Apnoe-Syndrom, Diabetes, Herz- oder Lungenerkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Schilddrüsenfunktionsstörungen oder Erkrankungen des Bewegungsapparats.
Erschöpfung als Krankheit: Einteilung und Differenzierung der Symptomatik
In dem aktuell in Deutschland gültigen Diagnosesystem (ICD-10) werden drei verschiedene Erkrankungen beschrieben, die Erschöpfung als ein Kernsymptom beinhalten:
- in Kapitel VI (Krankheiten des Nervensystems): Chronisches Fatigue-Syndrom (G93.3)
- in Kapitel V (Psychische und Verhaltensstörungen): Neurasthenie/Ermüdungssyndrom (F48.0)
- in Kapitel XVIII (Symptome): Unwohlsein und Ermüdung, chronische Schwäche (R53)
Die Unterscheidung der einzelnen Krankheitsbilder ist unscharf, da oft einheitliche Definitionen der Erkrankungen fehlen. Auch in Fachkreisen herrscht oft Uneinigkeit über die Diagnose dieser Krankheiten und Unsicherheit bezüglich der korrekten Diagnosestellung. Allen Krankheiten gemein ist eine allgemeine Müdigkeit und anhaltende Erschöpfung, Störungen des Schlafs bzw. nicht erholsamer Schlaf und einem körperlichen wie psychischen Erschöpfungszustand. Dazu kommen je nach Krankheitsbild weitere körperliche und / oder seelische Beschwerden wie zum Beispiel Schmerzen, Verdauungsprobleme, Kreislaufstörungen, eingeschränkte Konzentration oder Gedächtnisstörungen.
Im Folgenden werden das Symptom „Fatigue“ sowie die Krankheitsbilder CFS (chronic fatigue syndrome) und Neurasthenie / Körperstressstörung dargestellt und die Unterschiede und Gemeinsamkeiten beleuchtet.

Ermüdungssyndrom, Neurasthenie und Körperstressstörung
Der Begriff „Neurasthenie“ existiert bereits seit dem 19. Jahrhundert. Die Definition hat sich im Laufe der Jahrzehnte immer wieder verändert. Heute wird die Neurasthenie in die Gruppe der neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen eingeordnet und häufig synonym zu Ermüdungssyndrom und der sogenannten Körperstressstörung verwendet. Im Zuge dieses Störungsbildes können verschiedene psychische und körperliche Beschwerden auftreten. Eine wichtige Abgrenzung zu Fatigue und CFS besteht in der Auswirkung körperlicher Anstrengung / Sport auf die Beschwerden: während bei Körperstressstörung / Neurasthenie körperliche Betätigung zu einer Besserung der Symptome führt, löst dies bei CFS eine Verstärkung der Beschwerden im Sinne einer post-exertional Malaise aus.
Zu den möglichen Symptomen im Zuge einer Neurasthenie / Körperstressstörung gehören neben der chronischen Müdigkeit und Erschöpfung:
- emotionale Symptome wie Reizbarkeit, Ängste, Traurigkeit oder sexuelle Funktionsstörungen
- Konzentrationsstörungen
- Schlafprobleme
- somatoforme Beschwerden (körperliche Beschwerden ohne klare körperliche Ursache) wie
- Kopfschmerzen
- Magenbeschwerden
- Herzprobleme
- Schwindel
- Muskelschmerzen
In Abgrenzung zum Burn-out beziehen sich die Beschwerden primär nicht nur auf einen Lebensbereich (wie bei Burn-out das Arbeitsumfeld), sondern betreffen in aller Regel von Anfang an alle Bereiche des Lebens.
Fatigue
Der Begriff „Fatigue“ existiert im Englischen und Französischen und bedeutet übersetzt Müdigkeit, Ermüdung oder Erschöpfung. Fatigue als Symptom geht dabei jedoch über reine Müdigkeit hinaus. Es ist ein Symptom, dass im Zuge und bis zu sechs Monate nach verschiedenen Erkrankungen auftreten kann. Dazu gehören schwere Krankheiten, die den ganzen Körper betreffen wie zum Beispiel eine Krebserkrankung, rheumatische Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen oder neurodegenerative Erkrankungen (Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, …). Auch die zugehörigen Therapien wie beispielsweise Chemotherapien oder Bestrahlungen im Zuge der Krebstherapie können in der Folge eine Fatigue verursachen.
Fatigue beschreibt einen Zustand von Erschöpfung, der in keinem Verhältnis zur vorangegangenen Belastungen steht. Menschen mit Fatigue leiden an einer raschen Erschöpfbarkeit mit folgender körperlicher, seelischer und emotionaler Erschöpfung, die sich durch Ruhe und Schlafen nicht bessert und den Alltag erheblich einschränkt.
Chronisches Fatigue-Syndrom, Erschöpfungssyndrom, myalgische Encephalomyelitis (ME)
Die Erkrankung chronisches Fatigue-Syndrom (chronic fatigue syndrom, CFS) wird oft mit dem englischen Ausspruch „tired and wired“ beschrieben: Betroffene sind unfassbar müde und erschöpft, fühlen sich aber gleichzeitig wie unter Strom und ständiger Anspannung.
Das chronische Fatigue-Syndrom ist eine immunologische Erkrankung, die sich durch eine Kombination verschiedener Beschwerden auszeichnet, von denen die Fatigue nur eines ist. Andere Bezeichnungen sind chronisches Erschöpfungssyndrom und myalgische Encephalomyelitis (ME). Heutzutage spricht man in der Regel von CFS/ME, um der Krankheit im Gesamten gerecht zu werden. Man nimmt an, dass eine Fehlsteuerung des Immunsystems Auslöser der Krankheitsbildes ist und daher eine große Bandbreite an Beschwerden auftreten kann.
Große Aufmerksamkeit hat das Syndrom im Zuge der SARS-CoV2-Pandemie ab 2019 bekommen. Bereits relativ früh im Verlauf der Pandemie wurde eine SARS-CoV2-Folgeerkrankung (Long-Covid/Post-Covid) beschrieben, die in ihrer Symptomatik dem Chronischen Fatigue-Syndrom sehr ähnlich ist. Auch beim CFS geht viele Experten von einer Viruserkrankung als Ursache aus – oft genannt werden hier das Ebstein-Barr-Virus (EBV, Verursacher der infektiösen Mononukleose/Pfeifferisches Drüsenfieber/Kissing-Disease) und Herpesviren. Somit gehen viele Forschende davon aus, dass die Prozesse im Körper bei Long-Covid und chronischem Fatigue-Syndrom sehr ähnlich sind und eventuell ein fließender Übergang zwischen den beiden Krankheiten besteht.
Für die Diagnose des chronischen Fatigue-Syndroms (CFS/ME) bedarf es dabei mehr als nur einer vermehrten Müdigkeit. Neben den Kernsymptomen
- Fatigue: körperliche / mentale Erschöpfung mit erheblich reduziertem Aktivitätsniveau
- post-exertional Malaise (PEM): Verstärkung der körperlichen Beschwerden und Fatigue für mehrere Stunden bis Tage nach Belastung
- Verstärkung der Symptome durch jegliche Art körperlicher oder mentaler Anstrengung / Stress
müssen auch Beschwerden in den Bereichen
- Schlafstörungen
- Ein- oder Durchschlafstörungen
- veränderter Tag-Nacht-Rhythmus
- nicht erholsamer Nachtschlaf
- Schmerzen (Muskeln, Gelenke, Kopfschmerz)
- Muskelschmerzen
- Gelenkschmerzen
- Kopfschmerzen (oft ähnlich einer Migräne)
- neurologische Einschränkungen / Kognition
- Störungen von Konzentration, Gedächtnis oder Informationsverarbeitung
- Wortfindungsstörungen
- „brain fog“ (benebeltes Gefühl im Kopf)
- Licht- / Lärmempfindlichkeit
- Wahrnehmungs- / Sinnesstörungen
- Körperregulationsstörungen
- Störungen der Darm-/Blasenfunktion (Schmerzen, Blähungen, …)
- Kreislaufprobleme (Schwindel oder schwarz werden vor Augen, Herzrasen/Herzklopfen, ausgeprägte Blässe, kalte Hände / Füße)
- Atemnot
- gestörte Temperaturregulation (Schwitzen, fiebriges Gefühl, Hitze / Kälte sind unangenehm)
- Gewichtsverlust / -zunahme
- gestörte Stressresistenz
- Immunsystem-bezogene Symptome
- grippale Symptome (Halsschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Husten)
- allgemeines Krankheitsgefühl
- neue Allergien / Unverträglichkeiten
bestehen. Erst wenn alle diese Kriterien erfüllt sind und die Beschwerden länger als sechs Monate bestehen, kann nach aktuellen Erkenntnissen die Diagnose „Chronisches Fatigue-Syndrom“ vergeben werden. Dabei gilt es zu beachten, dass auch andere Krankheiten mit diesen Symptomen einhergehen können und vorher ausgeschlossen werden müssen (Eisenmangelanämie, rheumatische Erkrankungen, Endometriose, Hashimoto-Thyreoiditis, Tumorerkrankung, chronische Infektionen wie Hepatitis oder Borreliose, CED, Cholangitiden, MS, Myasthenia gravis, psychiatrische Krankheiten, …).
Häufigkeit von Erschöpfung
Erschöpfung ist hin und wieder ganz normal. Jeder erlebt im Alltag immer wieder Phasen der Erschöpfung und Müdigkeit.
Phasen extremer Erschöpfung im Zuge von Krankheiten (Fatigue, Burn-out, …) oder als eigenständige Erkrankung (Neurasthenie / Körperstressstörung, CFS) sind jedoch ebenfalls weiter in der Allgemeinbevölkerung verbreitet, als man vielleicht denken würde. Hier ein paar Zahlen dazu:
- Zum Burn-out gibt es keine einheitlichen Zahlen. Es betrifft Schätzungen zufolge ungefähr 3 % der Personen ab 14 Jahren, wobei deutlich mehr Menschen angeben, sich schon einmal im Leben ausgebrannt gefühlt zu haben. Dabei sind bestimmte Berufsgruppen besonders gefährdet: vor allem Sozialberufe (Pflegende, Sozialarbeiter, Sozialpädagogen, …) haben ein hohes Risiko für ein Burn-out.
- Erschöpfung im Zuge einer Neurasthenie oder Körperstressstörung betreffen 2-7 % der Bevölkerung. Dabei zeigt die Störung Überschneidungen mit Krankheiten wie Depressionen, somatoformen Störungen und Burn-out.
- Fatigue ist ein häufiges Symptom im Zuge schwerer chronischer Krankheiten. Besonders häufig tritt es bei neurogenerativen Erkrankungen – also Krankheiten, die mit einem Abbau des Nervensystems zu tun haben – wie Multipler Sklerose (MS) oder Morbus Parkinson und bei Tumorerkrankungen auf. Die sogenannte Tumor-Fatigue betrifft je nach Quelle 40-96 % der Patienten während der Krebserkrankung und -behandlung und annähernd 50 % der Patienten Monate bis Jahre nach einer Tumorerkrankung.
- Das chronische Fatigue-Syndrom (CFS) betrifft ca. 1 % der Allgemeinbevölkerung und führt bei 50 % der Patienten zu einer eingeschränkten Arbeitsfähigkeit und bei jedem fünften zu einer Arbeitsunfähigkeit.
Folgen von Erschöpfung
Gesundheitliche Folgen
Wer sich häufig überfordert und danach in einen Erschöpfungszustand rutscht, hat ein erhöhtes Risiko für verschiedene Erkrankungen. Durch die phasenweise stark erhöhte Anspannung steigt die Vulnerabilität für körperliche und psychische Erkrankungen. Anhaltenden Stress bemerkt man unter Umständen erst, wenn man in das Loch der Erschöpfung rutscht. Spätestens dann ist es aber höchste Zeit, im Sinne der Selbstfürsorge das eigene Stress-Level zu überdenken und Maßnahmen zu Entspannung und Ausgleich zu ergreifen.
Soziale Folgen
Ausgeprägte Erschöpfung führt oft dazu, dass man sich einigelt. Man fühlt sich schnell überfordert, reagiert gereizt, hat unter Umständen wenig Antrieb und kann sich manchmal nur schwer für Aktivitäten begeistern. Unter dieser Situation können nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch Familie, Freunde und Bekannte leiden. Bei anhaltender Erschöpfung im Zuge von psychischen oder körperlichen Erkrankungen, können Betroffene auch mit der Zeit auf Unverständnis Ihres nahen Umfeld stoßen. Der Vorwurf „einfach nicht zu wollen“ oder „man müsse sich doch einfach mal aufraffen“ kann die Beziehung stark belasten.
Berufliche Folgen
Erschöpfung schränkt die Leistungsfähigkeit ein: man schafft weniger, braucht länger und alles strengt einen mehr an. Daher kann vor allem ein andauernder Erschöpfungszustand die Arbeitsleistung beeinträchtigen und zu Problemen und Konflikten im Berufsalltag führen. Achten Sie daher auf einen ausreichenden Ausgleich zur Arbeit, körperliche und emotionale Erholung und Selbstfürsorge. Auch Allgemeinmaßnahmen wie Bewegung, gesunde Lebensweise und pflanzliche Mittel können helfen. Anhaltende Erschöpfung bedarf in der Regel professioneller Unterstützung, um den Alltag bewältigen zu können und gesundheitliche Folgeerscheinung zu vermeiden. Warten Sie daher nicht zu lange, wenn Sie bemerken, dass Sie ständig erschöpft und ausgelaugt sind, sondern wenden Sie sich an Ihren Arzt oder einen Therapeuten!
Erschöpfung und Arbeitswelt: Abgrenzung zum Burn-out

- Das Burnout bezeichnet einen Stress- und Erschöpfungszustand der sich am Anfang spezifisch nur auf die Arbeit bezieht. Treten die Erschöpfungssymptome von Beginn an auch im privaten Kontext auf, spricht das eher gegen ein Burnout
- Die Symptome eines Burnout nehmen in der Regel im Verlauf immer weiter zu, solange man nichts unternimmt. Eine Erschöpfung nach einer anstrengenden beruflichen oder privaten Phase dagegen, klingt regulär nach einer Zeit der Erholung wieder ab.
- Bei einem Burnout treten neben der Erschöpfung noch andere Symptome wie Zynismus, zunehmende emotionale Abgrenzung zum Beruf und ein merklicher Leistungsanfall auf. Bei einem Erschöpfungszustand ist in der Regel vor allem die negative Konnotation des Berufes meist nicht in dieser Form vorhanden.
Diagnose von Erschöpfung
Wenn Sie sich übermäßig oft, deutlich länger oder häufiger erschöpft fühlen, kann ein Besuch beim Arzt helfen, den Beschwerden auf den Grund zu gehen. Unter Umständen stecken relativ leicht zu behandelnde Ursachen wie eine Schilddrüsenfunktionsstörung, eine Medikamentennebenwirkung oder ein Vitaminmangel hinter den Beschwerden.
Um herauszufinden, was hinter einer starken Erschöpfung steckt, kann Ihre Ärztin oder Ihr Arzt verschiedene Maßnahmen ergreifen:

Die Basis der Untersuchung bildet ein detailliertes Anamnese-Gespräch über Ihre Beschwerden sowie Vorerkrankungen, Medikamente, Lebensumstände und berufliche Situation sowie eine körperliche Untersuchung. Daraus leitet der Arzt mögliche Differentialdiagnosen ab, die anschließend durch zusätzliche Untersuchungen bestätigt oder ausgeschlossen werden müssen.
Zu den weiteren Untersuchungen können gehören:
- spezielle Fragebögen
- Blutuntersuchungen
- Herz-Diagnostik (Blutdruck messen, EKG, Kipptisch-Untersuchung, Belastungstests, …)
- Bildgebung: Ultraschall, Röntgen / CT, Kernspin, …
An der Diagnosefindung können Menschen verschiedener Berufsgruppen beteiligt sein, darunter zum Beispiel verschiedene Fachärzte, Psychologen, Physiotherapeuten oder Ernährungsexperten.
Behandlung von Fatigue und Erschöpfungszustand
Erschöpfung bei Kindern

Es gibt viele Kinder, die einem das Gefühl vermitteln, dass ihnen das Wort „Erschöpfung“ völlig unbekannt sei, die rennen, springen, tanzen und toben, dass manch ein Erwachsener beim bloßen Zusehen schon ins Schwitzen kommt. Der kindliche Körper hat oftmals außerordentlich beeindruckende Energiereserven, die einem manchmal unerschöpflich vorkommen. Man sollte aber nicht unterschätzen, dass der kindliche Organismus sowohl Energie für das Wachstum und die Entwicklung des Körpers, als auch für die Bewältigung der Millionen Eindrücke braucht, die von der Außenwelt auf den kleinen Menschen einprasseln.
Die Erschöpfung am Abend nach einem langen Tag oder bei Schlafmangel ist also etwas ganz normales. Allerdings gibt es auch Erschöpfungszustände im Kindesalter, die über das normale Maß hinausgehen. Vor allem mit dem Eintritt in die Schule und einer steigenden Anzahl an Verpflichtungen (Freunde, Hobbies, Freizeitgestaltung, …) kann es auch bei Kindern bereits zu Beschwerden im Sinne eines Burn-out oder einer Erschöpfungsdepression kommen. Aber auch körperliche Erkrankungen können bereits im Kindesalter mit dem Symptom „Erschöpfung“ einhergehen.
Erschöpfung bei Schwangeren
Durch die hormonellen Veränderungen während der Schwangerschaft, kommt es zu vielfältigen Anpassungsreaktionen des weiblichen Körpers. All diese Umstellungen dienen dazu, das ungeborene Kind optimal zu versorgen und seine gesunde Entwicklung zu gewährleisten. Gerade in der Frühschwangerschaft (v. a. erstes Trimenon) muss sich der mütterliche Organismus aber erst einmal auf die ganzen Neuerungen einstellen. Es kommt zu einem Absinken der Konzentration roter Blutkörperchen (Anämie), einem erhöhten Nährstoffbedarf bei gleichzeitig oft reduzierter Nahrungsaufnahme durch die Schwangerschaftsübelkeit sowie Veränderungen von Atmung und Kreislauf. Das alles kann zu einer verstärkten Müdigkeit und Schwäche im Laufe des ersten Trimenons führen.
Der zweite Gipfel der Erschöpfung kündigt sich mit den letzten Wochen der Schwangerschaft an. Das Baby nimmt jetzt in kurzer Zeit viel an Gewicht zu und wird immer agiler und aktiver. Dadurch steigen die körperlichen Anforderungen an die Mutter und auch Schlafstörungen sind möglich. Es kann zu Kurzatmigkeit, Wassereinlagerungen oder Rückenschmerzen kommen und alles wird zunehmend beschwerlicher.
Der weibliche Körper muss in der Schwangerschaft unglaubliches leisten und auch emotional gilt es sich auf die neue Situation einzustellen. Daher darf Frau eben auch mal erschöpft sein. Achten Sie auf sich! Gönnen Sie sich Ruhepausen und teilen Sie Ihre Energie über den Tag verteilt ein! Wenn die Erschöpfung Ihren Alltag jedoch stark einschränkt und allgemeine Maßnahmen zu keiner ausreichenden Besserung führen, holen Sie sich Rat bei Ihrem Haus- oder Frauenarzt.
Erschöpfung bei Senioren
Unser Vermögen, äußere Reize zu selektieren und die Einflüsse außerhalb unseres Aufmerksamkeitsfokus auszublenden ist sehr wichtig, um uns vor einer Reizüberflutung und damit einhergehenden Überforderung und Stress zu schützen. Mit zunehmendem Alter, verändert sich die Gehirnstruktur. Das ist erstmal ein ganz normaler Prozess. Dabei werden allerdings bestimmte Funktionen, zum Beispiel die Aufmerksamkeitssteuerung im Frontallappen beeinträchtigt. Dadurch kann es in einem belebten Umfeld relativ rasch zu Überforderung und anschließender Erschöpfung und Müdigkeit kommen. Dies betrifft besonders Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen wie beispielsweise Demenz: hier braucht es oft nicht viel, um eine Überstimulation und Stress mit einer anschließenden Erschöpfungsphase hervorzurufen.
Erschöpfung im Alter kann aber auch andere Gründe haben. Vorsicht ist vor allem geboten, wenn die Erschöpfung plötzlich auftritt und nicht durch vorangegangene Aktivitäten erklärt werden kann. In diesen Fällen kann die Müdigkeit und Abgeschlagenheit der erste Vorbote einer Krankheit wie beispielsweise einer Lungenentzündung oder eines Harnwegsinfektes sein.
Medikamente und Erschöpfung
Es gibt diverse Medikamente, bei denen Erschöpfung, Kraftlosigkeit, Müdigkeit oder verminderte Leistungsfähigkeit als Nebenwirkung auftreten können. Dazu gehören auch viele häufig eingesetzte Pharmaka wie
- Blutdruckmedikamente, vor allem beta-Blocker
- Antiallergika
- Antidepressiva
Andere Medikamente mit diesen möglichen Nebenwirkungen sind Mittel gegen Epilepsien oder Herzrhythmusstörungen.
Wenn Sie bei der Einnahme Ihrer Medikamente Nebenwirkungen dieser Art bemerken, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker. Da viele der Wirkstoffe zur Behandlung schwerwiegender Erkrankungen eingesetzt werden, ist es hochgefährlich, diese eigenmächtig abzusetzen oder die Dosierung zu verändern.
Wann sollte man bei Erschöpfung einen Arzt aufsuchen?
Wenn Erschöpfung über längere Zeit andauert, den Alltag einschränkt oder mit anderen Symptomen einhergeht, sollte man sich professionelle Unterstützung suchen. Dabei gilt es vor allem ernste körperliche oder psychische Erkrankungen als Ursache der Erschöpfung auszuschließen und im zweiten Schritt, Strategien zur Verbesserung des Allgemeinbefindens und der Alltagskompetenz zu finden.
Fazit zu Erschöpfung
Erschöpfung ist von Zeit zu Zeit ein ganz normaler Zustand. Erschöpfung kann aber auch Symptom einer psychischen oder körperlichen Erkrankung sowie eine eigene Krankheitsentität sein (chronisches Erschöpfungssyndrom, Körperstressstörung). Bei anhaltender und den Alltag beeinträchtigender Erschöpfung gilt es daher immer, die Ursachen zu beleuchten und Maßnahmen sowie Strategien zur Linderung der Beschwerden zu etablieren.
Häufig gestellte Fragen zu Erschöpfung
QUELLEN und weitere Literatur:
Kanadische_Kriterien_mitAuswertung.pdf (charite.de)BfArM – ICD-11 in Deutsch – Entwurfsfassung
ICD-10-GM-2023: ICD-10-GM – icd-code.de
Chronische Erschöpfung bedeutet nicht, einfach nur müde zu sein – PMC (nih.gov)
Long- und Post-COVID versus Chronic Fatigue Syndrome – PMC (nih.gov)
Diagnose Neurasthenie – Was nun? | Klinik Friedenweiler (klinik-friedenweiler.de)
Therapie des Burnout-Syndroms (dimdi.de)
Thieme E-Books & E-Journals (thieme-connect.de)
Tumor-assoziierte Fatigue: Epidemiologie, Pathogenese, Diagnostik und Therapie (aerzteblatt.de)
Fatigue bei Krebs | DKG (krebsgesellschaft.de)
State of Knowledge Workshop: Myalgic Encephalomyelitis/Chronic Fatigue Report (meassociation.org.uk)